Mittwoch, 25. April 2012

THE AVENGERS by Joss Whedon

Es war an einem gemütlichen Abend im 2008, als ich völlig begeistert aus INCREDIBLE HULK rauslief. Weniger wegen dem zwar unterhaltsamen, aber leicht schalen Film. Nein, Bei HULK hatte es das erste Mal Klick gemacht. Nicht nur die lezte Nach-Credit-Szene mit einem Cameo-Auftritt von Iron Man welcher von einem Team faselte, der ganze Film war gespickt mit Querverweisen auf Captain America, auf Wolverine, auf Iron Man etc. Mir war da zum ersten Mal klar, dass Marvel dabei ist, ein Filmuniversum aufzubauen. Auch die folgenden Filme waren stilistisch aus einem Guss. Action, Unterhaltung und eine gute Prise Humor waren bei allen gegeben. Die Charaktere auch so angeglichen, dass es ohne weitere Probleme möglich wäre, dass ein Hauptcharakter als ein Nebencharakter in einem anderen Film auftauchen könnte.

Als gegenteiliges Beispiel dient zB. das verkorkste Filmuniversum DC. Batman zieht zwar tonnenweise Leute ins Kino, ist aber von der nolanschen Vision zu stark definiert, dass plötzlich Superman oder Green Lantern auftauchen könnte. Es würde nicht passen. Leider.

Und nun ist er da. THE AVENGERS. Der Film, welcher die grossen Filmhelden in einem Team vereint: IRON MAN, THOR, CAPTAIN AMERICA, HULK, BLACK WIDOW, HAWKEYE und NICK FURY.  Eigentlich der erste Superhelden-Ensemble-Film. Hauptrollen? Wer braucht schon Hauptrollen! Die verzwickte Ausgangslage, aus diesem Amalgam von Testosteron die einzelnen Charaktere so weiterzubringen, wie es zum einen in ihrer Rollenmatrix festgelegt ist und zum anderen in ihren entsprechenden Filmen behandelt wurde war äusserst komplex. Sie brauchte eine feste Hand, welche die Rollen gut kannte und sich auch im Comic-Universum zu Hause fühlte. Enter Joss Whedon! Nicht nur ist er bei THE AVENGERS für die Regie verantwortlich, er schrieb auch das Drehbuch. Zak Penn, welcher schon bei X-MEN 2 zeigte, dass er mit vielen Figuren gleichzeitig gekonnt jonglieren kann, war mitverantwortlich für die Story.

Doch zurück zu Joss Whedon. Neben 6 Seasons BUFFY (glaubts mir endlich: super geschrieben!), einer leider verkannten kongenialen Space-Serie (FIREFLY!!!) hatte Joss Whedon eine andere Sache geschafft, welche eigentlich unmöglich war. Nach einem sensationellen Run bei den NEW  X-MEN schloss Grant Morrison sein Epos mit einem Bang ab. Doch ein X-Vakuum sollte sich nicht einstellen. Mit ASTONISHING X-MEN kochte Whedon auf gleicher Hitze weiter und schaffte es, einen vermeintlich toten Charakter in einem Heart in the Mouth-Moment wieder zurück zu bringen. Fans lagen ihm zu Füssen. Und langsam soll sich der gute Herr Gedanken machen, denn nach THE AVENGERS wollen sich ihm noch mehr Leute zu seinen Füssen werfen.

Der Film beginnt ohne lange Introduction. Die kann und muss man sich zwangsläufig in den einzelnen Filmen reinziehen. Das Publikum soll im Vorfeld wissen, warum es diesen Film sehen will. Der Bösewicht wird auch innerhalb der ersten Minuten etabliert. Was dann geschieht ist recht erstaunlich. Der Trailer im Hinterkopf denkt man sich ständig: "Hmmm, wie geht das alles zusammen? Wie geht das auf?" In der Mitte des Films ist man noch nicht wirklich schlauer, da die einzelnen Charaktere ihre Karten noch nicht alle offengelegt haben. Die Integrität der einzelnen Figuren wird teilweise auf eine harte Probe gestellt. Für die Zuschauer ist dies Unterhaltung und Spannung pur. Durch die völlig verschiedenen Sichtweisen auf die Welt und ihren Platz in dieser sind Konflikte zwischen den Hauptfiguren vorprogrammiert. Die Realisation über den Plot kommt auch bei den Zuschauern subtil und schleichend. Nicht wie ein James Bond-Bösewicht, welcher in einer Sequenz dann seine Karten offen legt, dass es auch dem letzten Idioten klar wird, um was es geht. Zudem legt der Film ein rasantes Tempo an den Tag. Vielmals laufen mehrere Plots gleichzeitig ohne jedoch den Fokus zu stark zu strapazieren. Wenn dann im letzten Drittel die Fäden alle zusammenlaufen und die Schlacht um New York entbrennt, zündet der Film sein Feuerwerk. Da die Charakter-Arbeit innerhalb des Filmes so dicht ist, fiebert man empathisch dem Ende entgegen. Durch die Integration einer realistischen Emotionalität können Bay-Busters wie Transformers oder Battleship, wie auch anderes Gerümpel, welches nur visuel funktioniert, einpacken. SO macht man ein befriedigendes High-Concept-Action-Helden-Spektakel. Selten wurde während elaborierten CGI-Action-Szenen so viel Humor eingebaut. Eisgekühlte One-Liners (meilenweit entfernt von üblichem Palaver), visuelle Gags (Hulk vs. Thor nach dem Fällen eines Biestes), Popkultur-Referenzen (GALAGA!!!), charakterorientierte Situationskomik, etc. Es ist fast anbiedernd, wie einem der Film unterhalten möchte. Das Problem dabei... er tuts!

THE AVENGERS ist neben KICK-ASS und SCOTT PILGRIM VS. THE WORLD eine der besten Comic-Adaptionen. Im Film ist alles drinn, was man sehen möchte, was man sehen wollte, was man sich gewünscht hat. Komplettes Fanboy-Pleasing! Doch er bietet noch viel mehr. Gräbt man ein wenig tiefer, entdeckt man besprochene Themen und Nuancen, welche in einem Film in dieser Grössenordnung immer wie seltener werden. Wer also ein wenig Spass hatte an den bisherigen Marvel-Filmen, dem leg ich AVENGERS aber so was von ans Herz! Und bleibt sitzen! BLEIBT UM HIMMELS WILLEN SITZEN!!!! Die Abspann-Sequenz hats auch diesmal in sich!!!