Montag, 17. Januar 2011

LET'S PRETEND TO BE HUMAN an der Kaserne, Basel

Zitat www.kaserne-basel.ch:
Das Thema Helfen ist ein Evergreen in den Medien. Mit immer stärkeren Mitteln wird es unterhaltsam, ästhetisch und rentabel gemacht. Die Hilfsindustrie holt uns mit Plakaten auf der Strasse ab und begleitet uns beim Shopping. Die Benefizmaschinerie hat ihren festen Platz in unserer Freizeit und unserem Konsumverhalten und behauptet ihn mit wachsendem Umsatz. Sie schafft Existenzgrundlagen für Helfer und Hilfsbedürftige zugleich, während wir von zu Hause aus per Mausclick am «Abenteuer Menschlichkeit» teilhaben – geruchsfrei und safe.


Von und mit Susanne Abelein, Ariane Andereggen und Adrian Gillott, Regie Marcel Schwald


Wir treten einzeln in den gut erleuchtenden Raum, welcher schon zu Hälfte besetzt ist. Pack-Klebstreifen-Puppen haben es sich im Zuschauerrang gemütlich gemacht, einige von ihnen sprechen mit/zu uns. Mitmachtheater zum Wohlfühlen, da man selber nix zu tun braucht. Die Spannung auf die vor uns liegenden Minuten steigt. Das Motiv des Klebebands zieht sich durch die Bühne (Manuel Gerst) wie auch die Inzenierung. Das Klebeband als helfende Allzweckwaffe in allen Situationen. Ein passendes Bild für den Versuch einer Erklärung des gesellschaftsneuen Helfersyndroms. Der folgende kurzweilige Mix aus verschiedenen Formen von Theater und Performance (ein Highlight der multimediale Bob Geldof-Button) versucht immer wieder, die Grenzen fühlbar darzustellen. Dies gelingt in einzelnen Bildern auch gekonnt und erfrischend. Der zügige Wechsel der einzelnen, nicht wirklich in Relation stehender Szenen und Bilder lässt einem jedoch auf der Suche nach dem roten Faden eher alleine. Dies ist jedoch auch ein Produkt der hochkomplexen Ausgangslage. Die dramaturgische Zuspitzung auf immer wie absurdere Szenen, welche die Grundlage des Infotainment-Kontextes jedoch nie verfälschen, geschieht mit Hilfe des auf den Siedepunkt aufspielenden Ensemble. Und schon nur, dass wir uns wunderbar amüsieren mit diesem sehr sperrigen Thema, ist ein Verdienst des kompletten Teams. Und wenn Aria-donna nach der "Like a Prayer"-Vorlage im Glitzerkleid, wie die Funkelfurie über die Bühne fegt und Susanne die ins Rampenlicht gezerrte Zielgruppe zur Schau stellt neben dem charmant-naiven Adrian Geldof, stellt sich das all zu bekannt Gefühl des Lachen-im-Hals-stecken-bleiben ein. Und dies sagt sehr viel über unsere, ach so menschliche Gesellschaft aus. DIESE Produktion sollte an jeder Sammelaktion gezeigt werden.

DIE LEGENDE DES HEILIGEN TRINKERS im Theater Basel inszeniert von Elias Perrig

Zitat von www.theater-basel.ch:
Joseph Roth nannte seine letzte Erzählung «Mein Testament», und wirklich nimmt sie in der Geschichte des Andreas Kartak mit bestürzender Konsequenz den Tod des grossen Autors vorweg. Elias Perrig inszeniert Joseph Roths heiter-berührende Geschichte mit Peter Schröder als Folgeprojekt des Soloabends «Lenz» von Georg Büchner. 


Ein Mann tritt auf die Bühne und beginnt zu erzählen. Im Verlauf des Abends wird nie klar werden, ob er von sich erzählt oder von einer Legende, die er allen weiter erzählt, wenn sie ihn nur auf ein Gläschen Pernod einladen wollten. Diese Konsequenz ist ganz getreu der wunderschönen Buchvorlage von Joseph Roth und deren Spiel der vorweggenommenen Realitäten. Peter Schröder mimt diese Mischung aus Erzähler und Andreas mit Hingabe und mit sehr viel Mitgefühl. Die karge Inszenierung bringt die Grundatmosphäre dieses romantischen, vergangenen Paris mit der Rückbesinnung auf das Wort zum klingen. Die der Inszenierung angehängten Photos, welche auf Leinwand projiziert werden werden dabei eher überflüssige Beilage.


Dies ist ganz Peter Schröders Abend, welcher in dieser textbezogenen Tour de Force glänzen kann. Und auch Elias Perrig fühlt sich sichtlich wohl in diesem aufs Wort konzentrierten Kosmos.

FRÜHLINGSERWACHEN am Theater Basel in der Regie von Elias Perrig

Die Grundidee des uminszenierten Wedekind-Klassikers von Elias Perrig objektiv genial einfach und in seinem Geist der Vorlage entsprechend. Statt einer Horde pubertierender Jugendlicher, welche ihre aufwachenden sexuellen Gefühle versuchen zu verstehen und auszuleben, setzt Perrig die Handlung kühn in ein Altersheim. Moritz Stiefel, Melchior und alle andern altern zu Insassen, während die Lehrerschaft neu in der Rolle von Heimleitern und Krankenpersonal dargestellt wird. Aus den neu gezogenen Fronten  stellen sich spannende Fragen zu Sexualität im Alter, einem bei der heutigen pornofizierung der Gesellschaft grösseren Tabu-Thema als Sexualität bei Jugendlichen. Dabei bleibt die Inszenierung erstaunlich textgetreu.

So schlüssig das Konzept auf Papier scheint, desto krasser fällt das Scheitern des gesuchten Dialogs ins Gewicht. Leute ab 45 scheinen grossen Spass an der Inszenierung zu haben. Leute drunter (dazu gehöre leider auch ich) verlassen den Theatersaal leicht ratlos.

Die Inszenierung wurde vom Tempo und der Leidenschaft auf eine dezente Temperatur heruntergekocht. Die erste Hälfte schleicht tapsend vor sich hin. Nichts gegen Langsamkeit, doch das schlichte Fehlen von emotionalen Bezügen der Charaktere untereinander lässt die Textschwaden als aneinandergereihte Monologe auf den Zuschauer niederrieseln. Einzig in einzelnen Szenen werden Zwischenmenschlichkeiten ausgesprochen und/oder ausgespielt. Highlight diesbezüglich ist die SM-Sequenz von Melchior (Jörg Schröder) und Wendla (Nikola Weisse). Die Pause ist nach 90 Minuten Textwall wohlverdient und nach einer kurzen Abklärung, da ja noch einiges fehlt, schaut man der deutlich kürzeren und kurzweiligeren Hälfte mit gemischten Gefühlen entgegen. Doch schon in der ersten Beerdigung-Sequenz zeigt sich mit einem einfachen und äusserst sauber erarbeiteten Blick-Konzert, dass die Schauspieler nun einfach warm gelaufen sind. Die langsame Vorarbeit der ersten Hälfte macht sich nun verdient. Jedenfalls einigermassen. Denn auch hier fällt auf, dass ältere Leute über bestimmte Situationen und Texte lachen, wo man auch Minuten später noch versucht zu ergründen, was es war. Ich habe mich noch nie so "zu jung" gefühlt, wie in dieser Inszenierung. Und diesbezüglich ein Aufruf: Falls sich jemand Ü60 bei mir melden möchte für ein kurzes On-Line-Interview: sehr sehr gerne.

Und dies bringt mich auf den Dialog zurück. Alles in Allem scheint FRÜHLINGSERWACHEN eine Inszenierung für ältere Menschen zu sein. Dies bringt den Dialog zwischen den Generation nicht wirklich weiter. In diesem Sinne bleibt es eine Bestandesaufnahme und ein mutiges Zur-Sprache-Bringen eines äusserst wichtigen Themas. Utopie dabei bleibt die Szenerie, dass sich ältere Schauspieler von jungen Zuschauern abfeiern lassen. Und dies hätte diesem Dialog nur gut getan.

Dienstag, 11. Januar 2011

DAFT PUNK: TRON Legacy

In wenigen Tagen ist es so weit. TRON LEGACY kommt nach einem erfolgreichen Amerika-Start am 27. Januar 11 endlich in die Schweiz. Der Soundtrack ist schon ein Zeitchen auf dem Markt. Und dieser ist auch der Anfang einer neuen Beziehung: DAFT PUNK geben ihr Soundtrack-Debut. Mit grosszügiger Unterstützung des Arrangeurs Joseph Trapanese gelingt ihnen ein spannendes Sound-Ding. Gross inspiriert von den Synthesizer-Greatest-Stars aus den 80ern (aaah, diese CD-Collections war ja sooo was von futuristisch als sie damals rauskamen. Sie gehörten auch zu den ersten DDD-CDs, was ihre Begehrlichkeit noch zusätzlich schürte...) und hübsch geklaut aus Bladerunner feuern die beiden Elektroniktüftler ihre Liebe auf die Zuhörer. Und dies aus wirklich allen Rohren. Flächengeblubbere, schneidende Synthie-Tangenten, alles verpackt in einem dynamischen Orchester-Arrangement. Aber noch wichtiger ist die tiefe Liebe der Dafties zum Originalfilm. Und mit ihrem Cameo werden sie sich einen Bubentraum erfüllt haben.

Spannend dabei ist der Einsatz des Orchesters. DAFT PUNK sind in ihrem Metier Meister der mutierten Repetition. Während andere Elektro-Künstler ihre Motive unverändert während Minuten einsetzen, mäandern DAFT PUNK wiedererkennbare Soundfetzen mit verschiedenen Dynamiken. Sie zollen damit Respekt dem Four-to-the-Floor Clubsounds, verpassen ihm aber die nötige Würze und Wärme. Letztere auch gespeist aus einer durchschimmernden 70er-Jahre-Ästhetik. Und genau dieses Wissen setzten sie nun auf orchestraler Ebene um. Dies geht soweit, dass man teilweise denken könnte, es wäre ein hochgepimpter LOGIC-Streicher.

Doch dennoch wünscht man sich bei so vielen Flächen mehr Elektro-Knaller wie das pumpende, flirrende DEZREZZED... Aber na ja, vielleicht bequemt sich Disney für ein Remix-Album. Und als Backdrop zum Film wirds wunderbar funktionieren.

In diesem Sinne, ein gutes Stück Musik, bestens geeignet für Random-Exzesse auf dem iPod. Da entfalten die einzelnen Tracks ihre Power. Am Stück gehört, fehlen ihm, wie vielen anderen Soundtracks, die zugehörigen Bilder.

Und sonst kommt einfach wieder mal ein ein KLANGFIEBER-Party, dort gibts die Kracher vom Soundtrack inklusive.

Mittwoch, 5. Januar 2011

Verfeinerte Bestenliste MUSIK (auf Wunsch)

Bestenlisten sind immer schwierig. Aber dennoch, mit Hilfe von iTunes meine 10 Besten. Tragischerweise muss ich beobachten, dass ich noch nie so wenig Musik erstanden habe, wie in diesem Jahr.

LANG
1. YEASAYER: Odd Blood
2. DEAD WEATHER: Sea of Cowards
3. CARIBOU: Swim
4. NINJA TUNES XX: Twenty Years of Beats and Pieces
5. DELPHIC: Acolyte
6. FLYING LOTUS: Cosmogram
7. FOALS: Total Life Forever
8. OH NO ONO: Eggs
9. RYUICHI SAKAMOTO: In Noise
10. M.I.A.: /\/\ /\ Y /\


KURZ

1. DELPHIC: Halcyon
2. LCD SOUNDSYSTEM: You wanted a Hit
3. YEASAYER: Love me Girl
4. INTERPOL: Lights
5. FOALS: Miami
6. GORILLAZ: Empire Ants (oder alternativ Rhinestone Eyes)
7. FLYING LOTUS: Computer Face // Pure Being
8. MARTERIA: Endboss
9. TALLEST MAN ON EARTH: King of Spain
10. LASERKRAFT 3D: Nein Mann (my guilty pleasure... aber nachdem an einer halblegalen Party an welcher ich auflegte nach Bulleneinsatz alle Party-Besucher diesen Song innerhalb einer Sekunde im Chor anstimmten, wars um mich geschehen...)

Plus, was sehr viel lief, ist der Soundtrack zu SHUTTER ISLAND. Doch der ist vom letzten Jahr...