Donnerstag, 9. Februar 2012

FINAL FANTASY XIII-2 (Zwischenbilanz nach 23 Stunden Spielzeit)

Entgegen allen Unkenrufen, welche bei jedem neuen Final Fantasy ja eh immer sehr laut sind, schlug Final Fantasy XIII vor allem auf der Playstation 3 ein wie eine Bombe. Ganz im Zeichen der neuen Vernetzung hat Square-Enix schon weit im Vorfeld informiert, dass es neu zum Konzept gehört, mit jeder neuen Nummer ein Universum zu erschaffen. Eigentlich nichts neues. Doch der Unterschied liegt wie immer hinten links. Bei der Ankündigung von FF XIII wurden gerade noch weitere Titel innerhalb des gleichen Universumes angekündigt. Final Fantasy XIII Versus zum Beispiel... Diese zusätzlichen Titel sollen zur Vertiefung der Mythologie beitragen, wie auch eigenständige Titel sein. Das bekannteste Beispiel ist zu finden bei Final Fantasy VII, dem Über-RPG aus den 90er, welches pünktlich zum Jubiläum mit verschiedenen Handlungssträngen und geschichtlichen Fortsetzungen bereichert wurde. Teils als Spiel, teils als Film, teils als Handy-Game und teils als Roman.

Anfangs Februar kam nun die direkte Fortsetzung zu FF XIII. Die Geschichte knüpft direkt an den ersten Teil an und irgendwie doch nicht. Erklärung: Es wird munter fröhlich in der Zeit herumgesprungen. Mal zwei Schritte vor, dann wieder drei zurück und ja nicht vergessen, mal seitwärts zu gucken. Durch die übersichtliche Benutzeroberfläche inkl. Kurzzusammenfassungen (englische Stimme: Judie Dench?), was an dem Ort in der Zeit grade läuft, bleibt der Überblick recht gut bestehen. Zeitsprungtechnische Paradoxe werden in der Story teilweise wunderschön umgesetzt. Wie beispielsweise in einem unkillbaren Endgegner, da dieser ständig in der Zeit zurückspringt um sich selber zu erschaffen. Kopfweh-Material. Herrlich trashig und irgendwie auf den Punkt. Inklusive einer guten Dosis Kitsch und Pathos. Genau so, wie wir Final Fantasy lieben.

Grafisch gibt es nix zu mekern. Die einzelnen Spielabschnitte sind liebevoll gestaltet und mit vielen Details angereichert. Und wenn das Steppengras sich bei einer Böe so richtig schön im Wind wiegt, während man nach frischen Items forscht, vergisst man sehr schnell die im Moment zu kalte Realität (-15°??? Waddafugg!!!). Die Welt ist auch kongruent mit vielen Abschnitten des Vorgängers und doch fügen sich die neuen Orte schliessend mit ins Bild.

Spielerisch gibt es Änderungen. Viele davon sind positiv. Man hat das Gefühl, Square hätte der Kritik am FF XIII aufmerksam gelauscht. Das Spiel fängt hier von Anfang an Spass zu machen. Die Möglichkeiten des Kampfsystems, welche mühsam freigespielt werden mussten, sind von Anfang an zugänglich und es macht grosse Laune, die Strategien, die Paradigms neu zu tweaken. Vor allem gibt es ein paar spannende neue Optionen, welche die Unzufriedenheiten bisher vollständig ausmerzen konnten. Wer jedoch mit dem Kampfsystem im Vorgänger nicht klar kam, wird hier auch nicht neu Freund werden...

Eine weitere Neuerung ist die Wahl des dritten Paradigm-Charakters. Mit zwei spielbaren Charakteren hat man ja noch nicht alle Möglichkeiten um die Rollenauswahl wirklich stark zu beeinflussen. Ein dritter Streitpartner muss her. Und die kommen. In Scharen. Jagdfreundlich... Mit einem pikachuigen Pokemongruss lassen sich neu besiegte Monster zum Mitkämpfen einspannen. Jedes dieser Monster lässt sich separat leveln und schön in der Manier der Shin Megami Tensei-Serie fusionieren um so die gelevleten Fähigkeiten einem anderen Monster zur Verfügung zu stellen. Als altem Rollenspiel-Recken macht mir dies recht grossen Spass. Und da ich die Komplettlösung mit den Strategien noch nicht hab, ist es lustig zu sehen, mit welchen Kreaturen man dann wirklich kämpft. Ein letzter Kommentar zum Kampfsystem: die Zufallskämpfe sind zurück. Irgendwie hab ich mich drüber gefreut. Old School Feeling pur...

A propos Old School Feeling. Mögt ihr euch in FF VII noch an Gold Saucer erinnern? Dem Vergnügungspalast? Der ist zurück! Inklusive Chocobo-Races und zukünftig downzuloadendem Material.

Durch die Auswirkungen der erzählten Geschichte in der Timeline spielt man sukzessiv Level für Level frei. Dies sprengt die zu stark motivationsschwächende Linearität des ersten Teils. Nicht nur das. Durch die Möglichkeit, jederzeit zu speichern und in eine andere Zeitebene oder Paralellwelt (freigeschalten, wenn man die Geschichte verändert) zu springen, geniesst man ungeahnte Freiheiten. Grinden wird so zum Kinderspiel, da sich immer irgendwo Monster finden, welche grad dieses Mü stärker sind als die Spielcharaktere. Als ich nach einigen Stunden munteres Erforschen wieder zur Geschichte zurückfand, waren die Kämpfe fast schon einfach... Doch genau so soll es sein. Springt man zurück an den vorigen Schauplatz, muss man nicht das ganze Level wieder durchgehen sondern kann dort weiterspielen, wo man damals die Timeline gewechselt hat.

Ob der zweite Teil für sich alleine stehen kann? Ich denke eher nein. Die Geschichte aus dem ersten Teil wird zwar zusammengefasst, doch die Komplexität wird übersichtlicher innerhalb des Spielflusses. Auch die zwischenmenschlichen Vorgeschichten der Charaktere, was ja ein grosser Teil der Faszination FF ausmacht, kommt somit viel zu kurz. Auch spielerisch wirds schwierig. Die Linearität des ersten Teils liess sich aushalten, da man sehr sanft und Schritt für Schritt in das Kampfsystem eingeführt wurde. Diese Einführung machte es möglich, im Schlussteil des Spieles richtig loszulegen und die Entwicklungsstrategie der Charaktere zu bestimmen. In der Fortsetzung wird man von Anfang ins tiefe Wasser gestossen. FF XIII -Spieler finden sich innerhalb von Minuten zurecht und erforschen die neuen Möglichkeiten. Ein neuer Spieler muss erst mal Boden unter den Füssen kriegen.

Meine Daumen sind beide oben für ein frühes Highlight der Spielesaison 2012!