Dienstag, 21. Dezember 2010

PIQUE DAME, Theater Basel

Was für eine Premiere...
Operndirektor Dietmar Schwarz hatte schon vorgewarnt, dass Maxim Aksenov, welcher die Hauptrolle Herrmann sang, am kränkeln war. Dies war nach den ersten Minuten auch bald zu hören. Doch irgendwie passte es sehr gut zum Seelenzustand der Hauptfigur. Der Unterbruch der Premiere folgte auf Fuss. Durch die Verspätung der Deutschen Bahn, mit welcher der Ersatz nach Basel reiste, verlängerte dieser um einiges. Doch Vladimir Kuzmenko rettete mit seinem höchst souveränen Einsatz den weiteren Verlauf. Trotz Erkältung spielte Maxim Aksenov die Partie bis zum bitteren Ende, während der wuchtige Ersatz von der Seite sang. Leider passte diese auch stimmliche Wuchtigkeit nicht ganz zu der fragilen, menschlichen Inszenierung von David Hermann.

Die Inszenierung ist von einer unaufgeräumten Schlüssigkeit, welche sich vor allem innerhalb der metaphysichen Beziehungen der Protagonisten erklärt. Die anfänglich klare Raum-Trennung in einzelnen Fenster zu erahnten Personen-Kosmen lässt Raum für Interpretation, vor allem durch die Verbindung von naturalistischen und stilisierten Räumen. Doch Bühnenbildner Christof Hetzer geht noch einen Schritt weiter, in dem er nach der (offiziellen) Pause, die einzelnen Fenster in EIN Raumkonzept zusammenfasst. Die Schicksale der Protagonisten, die einzelnen Handlungsstränge, werden so auf ein Bild konzentriert, welches die vorherigen Räume verzerrt, spiegelt oder mutiert. Das schlussendliche Zusammentreffen innerhalb dieser verbotenen Zone der Überschneidungen kann nur tragisch enden.

Auch innerhalb dieser Inszenierung von David Hermann (die dritte nach JEAN D'ARC DE BUCHE und LA BOHEME) erweist sich die Personenführung als sehr präzise. Dies erklärt auch einige Freiheiten und Umdeutungen, welche den originalen Plot (http://de.wikipedia.org/wiki/Pique_Dame_(Oper)) um seelische Ebenen ergänzen und somit bereichern. Aus einer geisterhaften Schreckgeschichte um den Typ Spieler, um Risiko und Verlust wird somit ein Kammerspiel um Macht, Einsamkeit und Wahn. Was einem nun besser gefällt liegt im Auge des Betrachters.

Ein äusserst gelungener Abend, wie dies vom zweifachen Opernhaus des Jahres ja eigentlich auch nicht anders erwartet wird. Und eine spannenden Neu-/Um-Interpretation ist immer bereichender als ein weiterer Kostümschinken. Dafür gibts ja neuerdings Kino. Bald kommt FREISCHÜTZ und das Plakat sieht schon mal richtig schrecklich aus. Na ja, wir werden sehen...

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