Dienstag, 15. März 2011

GRAND CRU

Schweizer Autoren soll man pflegen. Schweizer Spiele-Autoren noch viel mehr! Vor allem wenn sie mit einem Spiel aufwarten, welches die hohen Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern übertrifft. GRAND CRU heisst dieses Aufbauspiel von Ulrich Blum, in welchem wir in die Rolle von Weinbauern schlüpfen.

Das Spiel überzeugt durch eine durchaus realistische Komplexität, welche regeltechnisch jedoch sehr einfach daherkommt. In der ersten Runde ist man noch leicht überfordert, ob der zahlreichen Möglichkeiten, doch im Verlauf des Spiels werden die Möglichkeiten durch die Festigung der eigenen Strategie immer wie klarer. Und genau dort punktet das Spiel mit taktischen Finessen. Gegenüber von anderen Aufbauspielen wie z.B. Agrigola oder Puerto Rico ist es im Verlauf der Partie äusserst wichtig, die Aktionen seiner Gegner im Auge zu behalten. Aktionen beinhalten Reaktionen und nur die eigene Perspektive einzunehmen ist bei GRAND CRU ein grosser Nachteil. Und genau diese Interaktion auf taktischer Ebene bringt in GRAND CRU dieses Quentchen Plus an Realismus. Schon die Eröffnung einer Partie hat es in sich. Jeder Spieler entscheidet für sich, wie viele Kredite man möchte. Je mehr Kredite, je mehr Geld. Doch endet das Spiel, wenn jemand alle Kredite abgestottert hat.

Zentrales Spielelement ist der Alterungsprozess der geernteten Trauben. In unseren Fässern reift der Wein, bis er von uns verkauft wird, was sich wieder auf die Anfrage und den damit verknüpften Preis auswirkt. Nicht jede Traube mit dem zugehörigen Wein altert gleich gut oder kann früh verkauft werden. Ein Pinot Noir braucht länger, erziehlt jedoch höhere Preise als ein frühreifer Gammay. An der jährlich stattfindenden Weinmesse werden Jahr um Jahr Prestigepunkte vergeben, welche für einmalige Boni einsetzbar sind. Nachfrage und somit den Preis nach oben treiben? Traubensaft herstellen um die überschüssigen Trauben loszuwerden? Und Jahr für Jahr gibt es neue Angebote und neue Traubensorten, welche in unserem möglich differenzierten Weinberg angepflanzt werden können.

Wie schon erwähnt, spielt sich GRAND CRU trotz Komplexität sehr flott und interaktiv. Durch die klar umrissene Thematik sind die Abläufe logisch und nachvollziehbar. Einzig hoffe ich bei einer neuen Edition auf Übersichtskarten mit allen Möglichkeiten, um nicht ständig die Regeln konsultieren zu müssen. Und der eine Marker ist zu gross geraten. Doch auch hier gibt es hausinterne Lösungen.

Alles in allem einer der grossen Anwärter für das WASTE THE LIGHT SPIEL DES JAHRES.

www.eggertspiele.de

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen